Mit der Erfindung der Barbiepuppe (hier: Margot Robbie) im Jahr 1959 wurden alle Probleme von Frauen gelöst - das zumindest glauben die Bewohnerinnen und Bewohner von Barbieland.
Barbie (Margot Robbie) lebt ein perfektes Leben - bis sie eines Tages beginnt, über den Tod nachzudenken.

Barbie

KINOSTART: 20.07.2023 • Komödie • USA (2023) • 114 MINUTEN
Lesermeinung
prisma-Redaktion
Originaltitel
Barbie
Produktionsdatum
2023
Produktionsland
USA
Budget
145.000.000 USD
Einspielergebnis
1.434.628.000 USD
Laufzeit
114 Minuten
Regie

Filmkritik

In Pink gegen das Patriarchat
Von Franziska Wenzlick

Greta Gerwig liefert mit "Barbie" die wohl feministischste Komödie des Jahres und zeigt, wie Sozialkritik Spaß machen kann. Vor allem, wenn Ryan Gosling mit von der Partie ist.

Viele Männer werden diesen Film nicht verstehen. Andere werden "Barbie", Greta Gerwigs filmische Hommage an die berühmteste Puppe der Welt, aus Prinzip nicht mögen. Sie werden die Geschichte vom pinken Plastik-Matriarchat als alberne Komödie abtun und dabei gänzlich übersehen, weshalb unzählige Frauen und Mädchen weltweit diesem Film derart viel Bedeutung beimessen. Nein, "Barbie" ist kein Film für Männer – zumindest nicht für jene, die Gleichberechtigung für ein längst überflüssig gewordenes Anliegen des vorigen Jahrhunderts halten.

Den meisten anderen, so sei an dieser Stelle versprochen, dürfte der Ausflug in die unbedrohliche Parallelwelt namens Barbieland jedoch viel Freude bereiten. Dort ist man sich sicher: Die Erfindung der Barbiepuppe veränderte alles. Barbie, so glauben die Bewohnerinnen und Bewohner von Barbieland, emanzipierte junge Mädchen rund um den Globus – und machte "die echte Welt" zu einem Paradies, in dem Frauen tun und lassen können, was sie wollen. Im Barbieland ist das Normalität: Barbies erhalten Nobelpreise, werden Präsidentinnen, sind Richterinnen am ausschließlich weiblich besetzten Supreme Court und sehen dabei in gewohnter Barbie-Manier auch immer noch enorm gut aus. Jede Barbie wird mit Respekt behandelt, jeder Konflikt wird hochdiplomatisch in Sekundenschnelle gelöst. Jeder Tag, jeder Augenblick im Barbieland ist perfekt.

Ryan Gosling als perfekter Bösewicht

Bevor sich angesichts derartiger Vollkommenheit Langeweile ausbreiten könnte, platzt die Blase. Und zwar gewaltig. Denn die mit Margot Robbie perfekt besetzte Heldin des Films, die "stereotype Barbie", denkt bei einer der unzähligen Pyjamapartys in ihrem Traumhaus plötzlich ans Sterben. Als sich zu den Gedanken an den Tod noch weitere, viel dramatischere Probleme gesellen – Cellulite! -, muss Barbie handeln. Ein Glück, dass die "schräge Barbie" (Kate McKinnon) Rat weiß. Ein "Riss im Kontinuum in der Membran zwischen Barbieland und der echten Welt" soll verantwortlich sein für die unerwarteten Störungen. Richten kann das nur die Margot-Barbie höchstpersönlich, auch wenn diese darauf pocht, doch eigentlich "keine Abenteurer-Barbie" zu sein. Die Mission: Barbie muss das Mädchen finden, das mit ihr spielt.

In die echte Welt begleitet wird Barbie, na klar, von Ken (Ryan Gosling). Wirklich dabei haben will Barbie den unsterblich in sie verliebten Blondling, dessen Beruf übrigens schlichtweg "Strand" ist, eigentlich nicht. Doch Ken beharrt darauf, Barbie nicht alleine reisen zu lassen. Schließlich müsse er, so erklärt er Barbie, den anderen Kens etwas beweisen. Er will sein Revier markieren, Barbie für sich haben. Bereits hier zeichnet sich ab, wer der (nicht ganz so heimliche) Star des Films ist. Denn Ryan Gosling ist der perfekte Ken, und Ken ist der perfekte Schurke.

Während Barbie nach ihrer Ankunft in der Realität entsetzt ist über die Frauenfeindlichkeit, die ihr aus allen Richtungen entgegenschlägt, wähnt sich Ken im Eldorado und freut sich darüber, dass hier "alles umgekehrt" sei. "Männer regieren die Welt!", stellt er begeistert fest – und holt kurzerhand das Patriarchat ins nun in "Kendom" umgetaufte Barbieland, während seine nichtsahnende Begleitung weiterhin in der echten Welt versucht, ihr Zuhause vor dem drohenden Untergang zu retten.

Man ahnt es schon: Kendom hat nur noch wenig mit der pastellfarbenen Utopie von Barbieland gemein. Klar, ist doch die neu etablierte Männerherrschaft in der Spielzeugwelt eine weitaus ungefährlichere und doch lebensnahe Karikatur der Wirklichkeit. Statt das Land zu regieren, darf sich Präsidentin Barbie (Issa Rae) nun also stundenlang von einem Ken anhören, weshalb "Der Pate" der beste Film aller Zeiten ist. Das einzige Ziel von Physikerin-Barbie (Emma Mackey) ist es fortan, den Kens in einem knappen Kleidchen eiskaltes Bier zu servieren. Und auch die Meerjungfrau-Barbie (Dua Lipa) hat plötzlich nichts Besseres zu tun, als ihren männlichen Gegenpart (John Cena) anzuschmachten. Die Gehirnwäsche hat funktioniert.

Hier ein bisschen Magie, da ein bisschen Gesellschaftskritik

"Entweder man ist gehirngewaschen – oder man ist schräg und hässlich", wird Gloria (America Ferrera) – die Frau, die den Riss im Kontinuum überhaupt erst verursacht hat – diese Entwicklung treffend zusammenfassen, als sie und ihre Tochter Barbie bei ihrer Rückkehr in das nun weitaus weniger einladende Puppenland begleiten. Die bereits bestens mit dem Patriarchat vertraute Gloria ist es auch, die den Kern dieses eben doch sehr klugen Films auf den Punkt bringt: "Es ist im wahrsten Sinne unmöglich, eine Frau zu sein."

Dünn etwa müsse man sein, aber nicht zu dünn, und keinesfalls dürfe man darüber sprechen, dünn sein zu wollen. Gloria hat recht: Frau muss intelligent sein, aber stets bescheiden, nicht zu sexy, nicht zu prüde, immer hübsch, aber nie eitel. Immerzu sollen Frauen vorsichtig sein, aber keinesfalls alle Männer unter Generalverdacht stellen. Die moderne Frau macht Karriere, ist eine gute Mutter, ist schlank, schön, schlau und lächelt die Tatsache einfach weg, dass in vermeintlich emanzipierten Ländern wie Deutschland jeden dritten Tag eine Frau durch die Hand ihres männlichen (Ex-)Partners stirbt.

Gar so düstere Töne schlägt "Barbie" nicht an. Es ist ein Leichtes, den Film nach einem Drehbuch von Gerwig und Noah Baumbach ("Marriage Story") lediglich als luftig-leichte Sommerkomödie zu betrachten. Schließlich macht es wahnsinnig viel Spaß, Will Ferrell als schrägen Mattel-CEO, Rhea Perlman als Barbie-Erfinderin Ruth Handler und nicht zuletzt Ryan Gosling in der wohl oscarverdächtigsten Rolle seiner Karriere zu sehen. Gerade ob dieser kontinuierlichen Heiterkeit ist es erstaunlich, wie gekonnt "Barbie" den Ist-Zustand westlicher Gesellschaften persifliert – und das gänzlich, ohne Barbie zu entzaubern. So dürfte es nicht wenige Zuschauerinnen nach Ende des Films traurig stimmen, das Kino wieder zu verlassen und in "die echte Welt" zurückzukehren.

Barbie, im Kino ab: 20.07.2023


Quelle: teleschau – der mediendienst GmbH

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