Neue Netflix-Serie

"Altered Carbon": Das Leben ist hier nicht viel wert

von Maximilian Haase
Die Serie "The Assassination of Gianni Versace" ist am 29. Januar 2018 bei Sky gestartet und handelt von der Ermordung des Modedesigners Gianni Versace im Jahr 1997. Mit dabei: Penelope Cruz als Donatella Versace.
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Die Serie "The Assassination of Gianni Versace" ist am 29. Januar 2018 bei Sky gestartet und handelt von der Ermordung des Modedesigners Gianni Versace im Jahr 1997. Mit dabei: Penelope Cruz als Donatella Versace.  Fotoquelle: obs/Sky Deutschland

Sex & Crime in einer dystopischen Metropole, menschliche Seelen in der digitalen Cloud und vakuumverpackte Menschenhüllen, die den Tod obsolet machen: Die Netflix-Serie "Altered Carbon" mit dem Untertitel "Das Unsterblichkeitsprogramm" bietet auf Basis des gleichnamigen Romans harten Stoff für Fans düsterer Science Fiction. Im schönsten Noir-Stil à la "Blade Runner" erzählt die neue Eigenproduktion des Streamingdienstes von einer 300 Jahre entfernten Zukunft, in der das Bewusstsein der Menschen nach dem Ableben in andere Körper transformiert werden kann. Mit den actionreich inszenierten zehn Episoden der Cyberpunk-Serie, die ab 2. Februar abrufbar sind, schärft Netflix sein SciFi-Profil weiter.

Als Richard K. Morgan im Jahr 2002 seinen Debütroman "Altered Carbon" vorlegte, erregte dieser zunächst nur in der Nerd-Nische Aufsehen. Ein Jahr später erhielt er dafür den im Bereich der SciFi renommiertesten Award, der nach der Genre-Ikone Philip K. Dick benannt ist. Dass das Cyberpunk-Werk "Altered Carbon", dessen Adaption Showrunnerin Laeta Kalogridis lange für unmöglich hielt, nun als Netflix-Serie erscheinen kann, liegt an einer veränderten Wahrnehmung in den vergangenen 15 Jahren: Science Fiction, zumal düstere, ist Mainstream geworden.

Schuld an dieser positiven Entwicklung tragen nicht nur Klassiker-Sequels wie "Blade Runner 2049", sondern vor allem die Streamingdienste, deren inhaltliche Offenheit zu einer neuen Blüte von Genre-Produktionen führte: Durch Serien wie "Black Mirror", "Dark", "The O.A." und dem gefeierten "Stranger Things" geriet Netflix gar zum Mystery-SciFi-Kanal par excellence; Amazon zieht mit der Phillip-K.-Dick-Anthologie "Electric Dreams" langsam nach. Mit der ebenso düsteren wie actionreichen Serien-Umsetzung "Altered Carbon – Das Unsterblichkeitsprogramm" festigt Netflix seinen SciFi-Thron nun weiter – und spricht nebenher nicht nur Technik-Geeks, Zeitreise-Fanatiker und Retro-Fans an, sondern auch Freunde guter alter Sex&Crime-Action.

Brutal, rücksichtslos und auf die niederen Gelüste ausgerichtet

Denn "Altered Carbon" haut mächtig zu und zeigt viel nackte Haut: Ob blutige Fights zwischen unsterblichen Showkämpfern, um sich ballernde künstliche Intelligenzen, verruchte Striplokale oder Sex mit Klonen – die aus dem SciFi-Kanon zusammengebaute Cybermetropole, in der sich die Hauptfigur Takeshi Kovacs bewegt, ist brutal, rücksichtslos und auf die niederen Gelüste ausgerichtet. Das Leben eines Menschen ist hier nicht viel wert: Schließlich trägt jeder einen Chip, der nach dem Tod des Körpers einfach in einen neuen transformiert werden kann. Ewiges Leben dank Technik – vorausgesetzt, man besitzt das nötige Kleingeld. Für die Reichen ist sterben nur eine Option, für die Armen unausweichlich. Und die neo-katholische Kirche? Die findet das Ganze natürlich weniger cool.

Der im Zentrum der Serie stehende ehemalige Elitesoldat Kovacs, herrlich mürrisch gespielt von Joel Kinnaman, starb schon vor langer Zeit. Nun wird der einstige Kämpfer einer Rebellengruppe, die sich der autoritären Herrschaft widersetzte, nach Jahrzehnten "auf Eis" in einem neuen Körper wiederbelebt, um einen Mord aufzuklären. Auftraggeber ist der Superreiche Laurens Bancroft (James Purefoy), einer der Finanziers und Förderer des Unsterblichkeitsprogramms und seines Zeichens selbst ein "Meth" genannter Methusalem, der inzwischen bereits in der zigsten Körperhülle schon seit Jahrhunderten lebt. Er beauftragt Kovacs mit der Suche nach dem Mörder – dem Mörder, der ihn selbst umbrachte.

Körper-Prekariat zwischen Puffs und billigen Drogen

Kovacs nimmt den Auftrag mit Widerwillen an – obwohl er lieber wieder in der Cloud wäre, angesichts des unangenehmen Molochs, dessen Reiche sich in gigantische Skyscraper zurückgezogen haben, während unten auf den Straßen das Körper-Prekariat zwischen Puffs und billigen Drogen vor sich hinvegetiert. "Altered Carbon" ist natürlich eine düstere SciFi-Dystopie voller Klischees, Geballer und Sex. Doch nicht nur die Schauwerte stimmen, auch die Vorhersage einer Gesellschaft, in der die Technologie den Tod abschaffen kann, die Kontrolle dieses bahnbrechenden Mittels aber in die Hände monopolistischer Tech-Konzerne legt, scheint den großen Online-Giganten von heute nicht allzu fern.

Das ist der Trailer zu "Altered Carbon":


Quelle: teleschau – der Mediendienst

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