Siebte und letzte Staffel bei Netflix

"Orange is the New Black": Was anfangen mit der Freiheit?

von Sarah Kohlberger

"Orange is the New Black" ist eine der meistgesehenen Serien des Streaminganbieters Netflix. In der siebten Staffel, die nun startet, heißt es für die Fans Abschied nehmen.

Nach einem Gefängnisaufenthalt ist nichts mehr so, wie es war. Genau diese Erfahrung musste Piper Kerman machen, die in den 90er-Jahren für ihre damalige Freundin und Drogenschmugglerin Catherine Cleary Wolters einen Geldkoffer transportierte. Knapp fünf Jahre später stand die Polizei vor ihrer Tür – und sie schon bald in Häftlingsklamotten im Gefängnis. 13 Monate später winkte zwar wieder die Freiheit, doch die Zeit hinter Gittern prägte Piper Kerman für ihr Leben.

So stark, dass Kerman ihre Erlebnisse in ihrem autobiografischen Buch "Orange Is the New Black: My Year in a Women's Prison" (zu Deutsch: "Orange Is the New Black: Mein Jahr im Frauenknast") verarbeitete, aus dem Regisseurin Jenji Kohan eine ganze Serie schuf. Seit 2013 ist die US-amerikanische Gefängnis-Dramedy "Orange is the New Black" auf Netflix verfügbar. Nach wie vor ist es eine der meistgesehenen Original-Serien des Streaminggiganten, 2014 wurde das Format für zwölf Emmys nominiert. Nun startet der Welterfolg mit 13 neuen Folgen am Freitag, 26. Juli, in seine siebte und letzte Staffel.

Sieben Staffeln schon – dabei liegt der Beginn der Serie in der Erzählzeit gerade mal ein paar Monate zurück. Damals trat Piper Chapman (Taylor Schilling) ihre Haftstrafe an und musste ihren Verlobten und ihre Familie zurücklassen. Der Gefängnisalltag stellte sich als knallhart und rau heraus, ihre kulturell sehr unterschiedlichen Mitinsassinnen wie auch die Wärter als grob und auch gefährlich. Neben der ständigen Vertrauensfrage waren Drogen, Diskriminierungen, Sex, Misshandlungen und Hierarchiefragen an der Tagesordnung. Über Monate hinweg entwickelte sich ein großes Personengeflecht, das die Serienmacher jedoch durchaus greifbar gestalteten: Mithilfe von Rückblenden wird von jedem einzelnen Charakter die Vorgeschichte erzählt, und mit der Zeit versteht man die Gedankengänge jeder einzelnen Figur. Besonders diese Mischung aus gegenwärtiger Härte und retrospektiver Schwäche macht den Reiz des Charakterdramas aus.

Im Prinzip geht es in den abschließenden Folgen genauso weiter – mit dem feinen Unterschied, dass Piper nun wieder auf freiem Fuß ist. Ein schöner Cliffhanger war das in Staffel sechs: Schon nach wenigen Augenblicken in Freiheit schlich Ratlosigkeit ein: Was würde nun mit ihr geschehen? Ihre große Liebe Alex Vause (Laura Prepon) ist weiterhin eine Gefangene, ihr Bruder Cal nur mit seiner kleinen Familie beschäftigt, und auch die Suche nach einem Job oder nach Freunden stellt sich für eine ehemalige Gefangene im Laufe der finalen Staffel mehr als schwierig heraus.

Doch das ist nur ein Handlungsstrang unter vielen. Denn die anderen Insassinnen haben immer noch hinter den Betonmauern zu kämpfen: Neben ein paar sehr wichtigen Freundschaften machen Wärter, Drogen, falsche Urteile und tragische Verluste den Gefängnisalltag nur schwer erträglich. Fast alle der bereits bekannten Gesichter treten wieder auf. Darunter sind die Insassinnen Taystee (Danielle Brooks), Suzanne (Uzo Aduba), Red (Kate Mulgrew), Nicky (Natasha Lyonne), Lorna (Yeal Stone) und Daya (Dascha Polanco) wie auch die aktuellen Gefängniswärter Artesian McCullough (Emily Tarver), Joel Luschek (Matt Peters), Hellman (Greg Vrotsos) und Rick Hopper (Hunter Emery) sowie die ehemaligen Gefängnisleiter Joe Caputo (Nick Sandow) und Natalie "Fig" Figueroa (Alysia Reiner) – um nur ein paar der wichtigsten Charaktere zu nennen.

So neigt sich eine Serie dem Ende zu, die sich mit sehr verschiedenen Charakteren, unterschiedlichen Situationen und auch gesellschaftlichen Problemen auseinandersetzt. Mit einem Blick hinter die dicken Betonmauern wird der raue Alltag und der Umgang der Gefangenen mit ihren individuellen Schicksalen dargestellt. Das fehlerhafte Justizsystem der USA wird thematisiert, und auch nach Haftentlassung werden die Figuren werden gezielt begleitet: Wie zuvor schon Taystee und Aleida (Elizabeth Rodriguez) mit ihrer neugewonnenen Freiheit haderten, stellt sich nun auch Piper die Frage: Wie fängt man ein Leben nach dem Aufenthalt in einer Strafanstalt neu an? Auf emotionale Weise endet die Geschichte jener Figuren, die einem über die Jahre mehr und mehr ans Herz gewachsen sind.


Quelle: teleschau – der Mediendienst

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